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Schädelbasischirurgie

In der Neurochirurgischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim sind wir auf die Behandlung von Schädelbasistumoren, wie Meningeomen und Vestibularisschwannomen, spezialisiert und verfügen über eine langjährige und hohe Expertise. In unserer Spezialsprechstunde für Schädelbasistumoren erhalten Sie eine sorgfältige Diagnostik, ausführliche Beratung und moderne Therapiekonzepte – nach Besprechung in unserem interdisziplinären Schädelbasis-Board.

Behandlungsspektrum

Schwannome (Neurinome)

Vestibularisschwannome

Das Vestibularisschwannom (historische Bezeichnung: Akustikusneurinom), ist ein gutartiger Tumor (WHO-Grad I), der aus den Schwann-Zellen des Gleichgewichtsnervs (Nervus vestibularis) entsteht. Sie stellen den dritthäufigsten gutartigen Tumor im Schädeninneren (intrakranieller Tumor) dar. Von 100.000 Einwohnern erkranken jährlich 1-1,5 Personen neu an einem Vestibularisschwannom. Über 95% der Vestibularisschwannome treten einseitig auf. Beidseitige Befunde sind ein Merkmal einer Neurofibromatose Typ 2 (NF 2). Obwohl der Tumor langsam wächst, kann er durch seine Lage im inneren Gehörgang und an der Schädelbasis wichtige Strukturen wie Hirnnerven, das Kleinhirn oder den Hirnstamm beeinflussen.

Symptome

Vestibularisschwannome werden typischerweise erst nach dem 30. Lebensjahr symptomatisch. Symptome entwickeln sich meist schleichend und hängen im Wesentlichen von der Größe und dem Wachstum des Tumors ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Einseitiger Hörverlust (94%): Der Verlust des Gehörs auf einer Seite ist das Leitsymptom.
  • Tinnitus (83%): Ohrgeräusche oder ein Pfeifen auf der betroffenen Seite.
  • Schwindel und Gleichgewichtsstörungen (61%): Insbesondere bei größeren Tumoren treten häufig Schwindel und Unsicherheiten beim Gehen auf.
  • Gesichtsnerv-Symptome (18%): Größere Tumoren können die Gesichtsnerven (Nervus trigeminus und Nervus facialis) beeinträchtigen, was zu Taubheitsgefühlen oder einer Gesichtslähmung führen kann.

Diagnostik

Die Diagnose wird in der Regel mittels moderner Bildgebung gestellt:

  • Magnetresonanztomographie (MRT): Mit Kontrastmittel ist die MRT die sensitivste Methode, um Vestibularisschwannome zu erkennen, selbst bei kleinen Tumoren.
  • Computertomographie (CT): Die dünnschichtige hochauflösende Computertomographie dient der Beurteilung der tumorumgebenden knöchernen Anatomie, vor allem bei der Planung von operativen Eingriffen.
  • Hörtests (Reintonaudiometrie): Standardmässige Durchführung bei allen Patienten mit Vestibularisschwannom, um das Ausmaß der Hörminderung objektiv zu beurteilen.

Behandlung

Die Behandlung des Vestibularisschwannoms hängt von der Größe des Tumors, der Wachstumsgeschwindigkeit, den individuellen Symptomen und des Alters der Patienten ab.

  1. Abwarten und Beobachten:

    • Bei kleinen Tumoren, die keine Beschwerden verursachen, wird häufig ein "Wait-and-watch"-Ansatz gewählt. Der Tumor wird durch regelmäßige MRT-Kontrollen sowie Hörtests in einem Intervall von 6-12 Monaten überwacht.
  2. Chirurgische Entfernung:

    • Eine mikrochirurgische Entfernung wird oft bei größeren oder symptomatischen Tumoren durchgeführt. Das Ziel ist die vollständige Entfernung des Tumors, unter bestmöglicher Schonung des Gesichtsnervs und Erhalts des Gehörs. Daher erfolgt die unter kontinuierlichem intraoperativem Neuromonitoring (IOM), um insbesondere die Funktion des Gesichts- und des Hörnerven zu überwachen.
  3. Radiochirurgie (z. B. Gamma Knife):

    • Diese nicht-invasive Methode nutzt hochpräzise Strahlung, um das Tumorwachstum zu stoppen. Diese Methode wird allenfalls bei sehr kleinen Tumoren, bei behandlungsbedürftigen Resttumoren oder bei älteren Patienten und Patienten, welche aus medizinischen Gründen nicht für eine Operation in Frage kommen, eingesetzt.

Prognose

Vestibularisschwannome wachsen in der Regel langsam, und die Prognose ist bei frühzeitiger Diagnose gut. Je nach Tumorgröße und Symptomatik bei Diagnosestellung können Hörverlust und andere Symptome jedoch trotz bestmöglicher Therapie fortbestehen. Die Wahl der optimalen Behandlungsstrategie richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen und der klinischen Situation des Patienten und wird im Rahmen des interdisziplinären neuroonkologischen Boards und unserer Schädelbasiskonferenz unter Beteiligung der Experten der jeweiligen Fachabteilungen (Neurochirurgie, HNO, Strahlentherapie, Neurologie, Neuroradiologie) individuell besprochen und festgelegt.

Meningeome

Meningeome sind gutartige Tumore, die von den Hirnhäuten, sogenannten Meningen, ausgehen, die das gesamte Gehirn umfassen. Somit können sie am Äußeren vom Gehirn, der sogenannten Konvexität, zwischen den Hirnhälften und an der Schädelbasis entstehen (Bild). Meningeome können sich in ihrem Wachstumsverhalten und dem Risiko für ein Wiederauftreten (Rezidiv) unterscheiden und werden dementsprechend anhand von histologischen und genetischen Markern in WHO Grad 1, 2 und 3 (niedriges -> höheres Risiko) unterteilt.

Aufgrund des langsamen Wachstums stellen Meningeome häufig Zufallsbefunde dar. Sie können aber auch zu Kopfschmerzen, epileptischen Anfällen und Symptomen führen je nach Lokalisation. Meningeome können bei geringer Größe, fehlendem Perifokalödem (Wasseraufnahme im angrenzenden Gehirn) und keinen Symptomen mit einer Kernspin(MRT)-Bildgebung kontrolliert werden. Dies erfolgt zunächst jährlich, bei fehlendem Wachstum können die Intervalle ausgedehnt werden.

Im Falle von Symptomen, Perifokalödem, einer gewissen Größe abhängig von der Lokalisation oder Wachstum bei Verlaufskontrollen wird eine Behandlung empfohlen. Als Behandlungsmöglichkeiten gibt es eine operative Therapie und eine Strahlentherapie.

Behandlungsmöglichkeiten

Operative Therapie1

Die operative Therapie stellt die Therapie der Wahl dar. Die Ziele sind, die neurologischen Symptome zu verbessern, die neurologische Funktion zu erhalten und das entnommene Gewebe zu untersuchen. Abhängig von der Gewebsuntersuchung werden die Intervalle der postoperativen Verlaufskontrollen geplant und ggf. eine zusätzliche postoperative Strahlentherapie empfohlen.

Strahlentherapie1

Als primäre Behandlung kann die Strahlentherapie bei einer Größe des Meningeoms unter 3cm und älteren Patient*innen mit einem erhöhten Narkoserisiko sowie bei Sinus cavernosus Meningeomen erwogen werden. Eine Strahlentherapie wird empfohlen bei höhergradigen Meningeomem (WHO Grad 2 und 3) nach operativer Behandlung. Im Falle von Wiederauftreten von Meningeomem, sogenannten Rezidiven, im Verlauf nach operativer Behandlung sollte ebenso eine Strahlentherapie diskutiert werden.

  1. Goldbrunner R, Stavrinou P, Jenkinson MD, et al. EANO guideline on the diagnosis and management of meningiomas. Neuro Oncol. 2021;23(11):1821-1834. doi: 10.1093/neuonc/noab150.

Sprechstunde Neurovaskuläre Erkrankungen und Schädelbasistumore

Mittwochs und Donnerstags 09:00 bis 15:00 Uhr

Telefon 0621/383-2750
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Ambulanzraum: Haus 43 (Patientenhaus), 3.OG
Anmeldung: Haus 43 (Patientenhaus), EG, Rezeption